Blog prof. René Prêtre
Mission Kambodscha 2019, 2. November
Post by René Prêtre
16 Uhr
Südafrika–England 32:12. Die Springboks sind Weltmeister. Eine schöne Sache für sie. Südafrika ist zwar nicht Mosambik, aber für mich sind sich die beiden Länder so nah, dass ich mir sicher bin, die Mosambikaner feiern diesen Sieg mit. Nach dem vorbildlichen Turnier der Engländer und vor allem, nachdem sie die All Blacks im Halbfinal ohne mit der Wimper zu zucken zu Fall gebracht hatten (wohingegen die Springboks im Halbfinal gegen die emsigen Gallier hart kämpfen mussten), habe ich auf sie gewettet – und verloren.
Heute Morgen waren wir noch auf der Intensivstation und haben gearbeitet. Unseren kleinen Patientinnen und Patienten geht es grösstenteils gut, die beiden Nachzügler sind jedoch noch nicht über den Berg. Sie mühen sich noch immer ab. Gestern musste David gegen Mitternacht noch einmal ins Spital, um die Therapie für einen der beiden anzupassen. Wir warteten indes im Hotel geduldig bei Espresso, Bier und allgemeinen konfusen Theorien auf die Rückkehr unseres Kundschafters. Dieser verbarg seine Beunruhigung nicht – aufgebrauchte Kraftreserven, Erhöhung der Medikation, drohendes Versiegen der Harnausscheidung – diese Anzeichen sind oft die Vorboten eines bevorstehenden Versagens. Heute Morgen sah es wieder besser aus, die Harnausscheidung funktionierte wieder, der Kreislauf war wieder in Gang. Solche Schwankungen kommen häufig vor. Solange eine allgemeine positive Tendenz zu verzeichnen ist, bleibt auch die Prognose gut. Wir werden das weiterverfolgen.
Es folgte die Wochenkonferenz, an der alle, die teilnehmen sollten, auch teilgenommen haben. Dieses Mal ging es um das Thema Wiederbelebung in der Intensivpflege, also waren David und Yann von Anfang an anwesend. Ich fühlte mich nicht so sehr angesprochen und gab mich damit zufrieden, mich erst am Ende der Präsentation hereinzuschleichen. Ich habe auch nicht viel verpasst, denn die Präsentation wurde auf Khmer gehalten (David und Yann haben sich an die englischsprachigen Diabilder gehalten).
Schliesslich kamen wir zur Geschenkvergabe – Schokolade, Plüschtierchen und dieses Jahr auch Swatch-Armbanduhren! Das Forum TeleBielingue hatte mich zu einer Konferenz eingeladen (in Biel natürlich) und mir für unsere Missionen ein Arsenal an Kinderuhren mitgegeben. Ein wirklich wundervolles Geschenk, für welches ich noch immer äusserst dankbar bin.
Bis auf zwei der Kinder, die wir operiert haben, sind alle noch zu klein für eine Uhr (die Empfehlung liegt zwischen drei und zwölf Jahren). Also haben wir die Uhren an die anderen herzkranken Kinder, die von Ladin operiert worden waren und noch hospitalisiert sind, sowie an die, die nächstens operiert werden, verteilt.
Welche Überraschung, welche Freude! Glänzende Augen bei den Kindern – sowie deren Eltern. Sie wähnten sich in einem Märchen. Welche Freude auch für mich, ihnen zuzusehen. Wir waren uns bewusst, dass wir ihnen das schönste Geschenk machten, das sie besitzen und ich bin mir sicher, dass sie sich genauso intensiv an diesen Moment erinnern werden wie an die Operation selbst.
Die Mission neigt sich langsam ihrem Ende zu. Ladin und seine Kollegen (sowie die beiden Chirurgen aus Phnom Penh in Ausbildung) bedanken sich wärmstens, wie sie es jedes Jahr tun, und bestätigen meinen Eindruck: Sie haben von unseren Operationen unglaublich viel gelernt. Hierbei muss aber unbedingt gesagt sein, dass ich, ausser bei zwei Operationen, die wirklich äusserst schwierig und kompliziert gewesen sind, lediglich Ladin assistiert habe, der alle anderen durchgeführt hat.
Diese Mission war hart und anstrengend – vor allem aber war sie wirklich schön.