Blog prof. René Prêtre
Mission Mosambik 2017, 28. Mai
Post by René Prêtre
Früher Morgen
(eigentlich ist es bereits 10 Uhr)
Die kleinsten Augen hatten die Jüngsten des Teams. Schon seit einigen Jahren spüre ich den Generationenkonflikt, weil am Morgen nach einem Abschlussabend die Älteren stets die Wachsten und Aktivsten sind, da sie die Ersten waren, die den angebrochenen Abend verliessen.
Es begann mit einem Abendessen (das Menü wurde von saftigen Cheeseburgern dominiert – normalerweise sind das ja eher Schuhsohlen …), wo es sehr nett und lustig war.
Während des Aperitifs konnten wir noch die letzte halbe Stunde des Wembley Cups mitverfolgen. Arsenal, meine Lieblingsmannschaft, seit ich in London gearbeitet habe, hat – entgegen aller Erwartungen – Chelsea 2:1 geschlagen. Ich war in nahezu euphorischer Stimmung.
Daraufhin sind wir, wie vorgesehen um 22 Uhr, unsere Kolleginnen und Kollegen im Instituto abholen gegangen. Sie waren gerade mitten in einer Operation!
Um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen, habe ich gegen das grosse Fenster des Operationssaals geklopft, dann habe ich die Tür einen Spalt geöffnet.
«Ihr operiert heimlich, ohne uns? Habt ihr uns noch ein blaues Kind vorenthalten?»
Sozinho kichert:
«Wir haben gerade eine Milz entfernt. Ein Jugendlicher, der einen Autounfall erlitten hat und mit abdominalen Blutungen auf den Notfall gebracht wurde. Die Milz war geplatzt.»[1]
«Brauchst du Hilfe? Ich habe schon viele Milzoperationen durchgeführt … im letzten Jahrhundert.»
«Nein, wir sind gleich fertig.»
Lachend teile ich ihnen mit:
«Ich möchte euch daran erinnern, dass die Mission um Mitternacht offiziell als beendet gilt, wir könnten also diese letzte Operation noch in unsere Statistik aufnehmen.»
«Ja, natürlich.»
Sozinhos Geburtstag war am 27. Mai und er hielt daran fest, uns in eine Disco in der Stadt einzuladen. Kurz vor Mitternacht erreichen wir diese (endlich). Infernale Rhythmen; ohrenbetäubender Lärm; Bässe, die auf das Trommelfell hämmern und stroboskopische Blitze ohne Ende. Aber vor allem: Kolleginnen und Kollegen, die sich pudelwohl fühlen und im Einklang mit ebendieser Atmosphäre ihre Verrenkungen absolvieren. Meine Bewegungen sind zaghaft und so schwer, steif und dermassen ungeschickt … sie stellen beinahe meine motorischen Fähigkeiten und meine Koordination in Frage, die doch eben in meinem Beruf so entscheidend sind.
Ein paar Routiniers und ich (wieder dieser Generationenkonflikt) kehrten anderthalb Stunden später bereits nach Hause zurück.
Während die anderen … auf ihre Rückkehrzeit soll hier nicht weiter eingegangen werden.
Maputo, Mosambik, 28. Mai 2017
Schlussbilanz der «Mission Kambodscha 2017»
Herzoperationen | 12 |
Total operierter Kinder | 11 |
Komplikationen/Todesfälle | 1 |
Total «geheilter» Kinder | 10 |
Und eine Milzoperation.
[1]Das Instituto de Coração nimmt auch Kinder mit anderen Leiden auf und versorgt diese, insbesondere auch Traumapatienten. Oft sind es Kardiologen, bekannt für ihre Effizient, die diese Kinder dann operieren.