Blog prof. René Prêtre

Mai 13 2018

Mission Mosambik 2018, 13. Mai

Post by René Prêtre

Mai 13 2018

Sonntag, 13. Mai 2018

15 Uhr
Die gleiche Reise wie letztes Jahr, mit den gleichen Umwegen … Zwischenlandungen in Frankfurt und in Johannesburg, dann: Ankunft in Maputo. Die Ankunftshalle vor der Passkontrolle ist überfüllt, da mehrere Flüge praktisch gleichzeitig gelandet sind. Zum Glück erwartet uns Beatriz vor diesem Check-Point und wir können dank ihren Beziehungen die Menschenmasse umgehen und gemütlich in einer VIP-Lounge (dieser schöne Terminus ist hier zwar etwas übertrieben) warten, bis sich die Pfropfen bei der Passkontrolle und der Gepäckausgabe gelöst haben.
Beim Warten in der Lounge stichle ich: «Bald ist die Weltmeisterschaft, aber ich dachte, ich hätte Mosambik nicht im Panini-Album gesehen?»
Beatriz lacht laut und antwortet: «Nein, da besteht wirklich kein Risiko!»
Ihre Bestimmtheit erinnert mich an dieses Ereignis vor ein paar Jahren, als gerade der Afrika-Cup stattfand. Ich war mit Sozinho unterwegs und erschrak ob des pötzlichen Ansturms von Autos auf der Hauptstrasse, alle hupten wie wild und schwenkten die Landesfahne. Da ich nicht wusste, wie es um Mosambik stand, drehte ich mich zu ihm und fragte: «Haben sie den Cup gewonnen?» Er lachte. «Nein, sie haben Null-Null gespielt. Aber das ist eines der ersten Male, dass sie nicht verlieren, deshalb sind sie so fröhlich!»
Ich nehme also das Gespräch mit Beatriz wieder auf: «Es scheint mir, das Team des Instituts macht bessere Fortschritte als eure Fussballmannschaft. Vielleicht sollten wir ihnen auch mal die Hand reichen?»
«Die brauchen eher einen Fusstritt!», antwortet sie und lacht.

Dann bewegen wir uns Richtung Hotel, dasselbe wie letztes Jahr, da sie uns immer noch Vorzugspreise anbieten. Wir beziehen unsere Zimmer, Dusche und frische Kleider, und treffen uns anschliessend zu einem Apéro auf der Terrasse. Das Wetter ist milde – der Herbst hier ist ein wenig wärmer als unser Frühling –, der Himmel fast wolkenlos, nur von ein paar wenigen Wolkenbändern durchzogen. Vor uns die Unendlichkeit des Ozeans und die sanfte Brandung, die Wellen, die auf dem Strand langsam erlöschen.

21 Uhr
Rückkehr vom Institut ins Hotel. Wir haben uns etwa zwanzig Kinder angeschaut. Mittels Herzultraschall wurde bei allen die Brust gescannt und so das jeweilige Herz und seine Probleme sichtbar gemacht. Auf einer personenbezogenen Karte habe ich mir – nebst der Diagnose – die Eigenheiten jedes einzelnen aufgeschrieben, was mir erlauben wird, die Brust und das Herz ohne böse Überraschungen zu öffnen.
Viele Fälle sind dabei, die wir als exotisch bezeichnen, da sie bei uns selten sind. Das kommt daher, dass die Kinder schon durch einige «Filter» gegangen sind (viele, die eine einfache Pathologie hatten, wurden schon operiert) und für uns die schwierigsten oder atypischten Fälle ausgesucht wurden. Andere mussten (zu) lange warten und ihre Herzen haben schon Veränderungen durchgemacht, die wir in unseren Breitengraden nicht mehr sehen. Und ausserdem stellen wir, auch bei der gleichen Diagnose, anatomische Variationen fest, die diesem Kontinent eigen sind.
Viele exotische Fälle also – ich sehe, wie Yann und Julie (die sich um die Reanimation kümmern wird) besorgt die Stirn runzeln angesichts der Schwere der Fälle. Und einem hoffnungslosen.
Die Kleine ist acht Monate alt. Eine ihrer Koronararterien geht nicht von der Aorta, sondern von der Pulmonalarterie aus, wo das sauerstoffarme venöse Blut mit niedrigem Druck zirkuliert. Die Zellen in diesem Gebiet wurden schlecht durchblutet und starben in Folge ab oder verloren ihre Fähigkeit, zu kontraktieren. So hat die linke Herzkammer fast ihre ganze Kraft verloren. Bei uns würden wir diese Reparatur versuchen und den Zellen die notwendige Zeit geben, um wieder aufzuwachen. Hier ist eine solche Investition nicht denkbar, da wir nicht die Möglichkeit haben, den Blutkreislauf mit einer externen Maschine so lange aufrechtzuerhalten wie notwendig wäre.
Dieses Kind ist zum Tode verurteilt.
Wir haben nicht einmal die Zeit, mit seinen Eltern zu sprechen, so eng ist unser Zeitrahmen. Wir überlassen diese schwierige Aufgabe Beatriz, die die Eltern kennt und mit ihnen in ihrer Sprache sprechen kann.

13.05.18 - 1er jour: confirmation du diagnostic

13.05.18 – 1. Tag: Bestätigung der Diagnose

 

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Dann ein Nachtessen im Team (der einzige Abend, wo wir komplett sind) am Ufer des Ozeans (so können diejenigen träumen, die den Blog lesen – hier ist das ganz normal, das Ozeanufer erstreckt sich über viele Kilomenter …). Wir werden früh zu Bett gehen, da alle eine halbe Nacht nachzuholen haben.

 

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