Blog prof. René Prêtre

Mai 22 2017

Mission Mosambik 2017, 22. Mai

Post by René Prêtre

Mai 22 2017

Wir haben das heutige Programm in Angriff genommen: angefangen mit einer Fallot-Tetralogie, der Krankheit, die berühmt für die daraus resultierende Blausucht ist. Wir haben für den Anfang einen relativ günstig stehenden Fall ausgesucht. Es ist nämlich wichtig, wie in eine solche Mission gestartet wird. Zum einen soll nicht gleich zu Beginn zu viel Energie aufgebraucht und zum anderen sollen Vertrauen und Zuversicht geschöpft werden.

Ich habe mit Sozinho, dem Chirurgen vor Ort, die Korrekturoperation am ersten Kind vorgenommen. Jeder von uns hat «seinen Teil» des Patch, also des Flickens, mit dem der Kammerscheidewanddefekt verschlossen wird, vernäht. Auch den zweiten Operationsschritt der Korrektur, die Weitung der verengten Lungenarterie, haben wir gemeinsam vorgenommen. Rasch stellte sich daraufhin ein kräftiger Herzschlag ein, der das Blut wieder problemlos zum Zirkulieren brachte. Es war gerade Mittag, als wir den letzten Hautschnitt zugenäht hatten. Perfect timing! Wir gingen also auf einen Happen in ein nahes Lokal, bevor wir uns dem zweiten Kind widmeten.

Le diagnostic est établi par une simple échocardiographie du coeur.

Die Diagnose wird anhand einer einfachen Herz—Ultraschalluntersuchung gestellt

Es war ein kleines Mädchen, sechs Monate alt, das an einem Ventrikelseptumdefekt oder Kammerscheidewanddefekt litt: oft auch bezeichnet als «Loch im Herzen». Bei der Kanülierung erwartete uns eine kleine Überraschung[1]: wir bemerkten rechts eine doppelte Drainage der unteren Hohlvene. Diese anatomische Abweichung war bei der Echokardiographie unbemerkt geblieben. Sozinho und ich diskutierten, ob man jede der beiden Venen einzeln kanülieren müsse oder ob eine einzelne Kanüle so an der Einmündung positioniert werden könne, dass das Blut beider Venen abgeführt werden kann. Er war für die erste Lösung, ich für die zweite. etwas mehr «Rock n’Roll», dafür auch etwas schneller. Wir entschieden uns schliesslich für Letzteres. Als die extrakorporale Zirkulation etabliert war, war immer noch eine leichte Schwellung der Herzkammer feststellbar, was bewies, dass mit der gewählten Herangehensweise nicht alles Blut aus den Venen abgeführt wurde. Wir haben die Körpertemperatur des Kindes leicht gesenkt, um die Geschwindigkeit des Blutstroms zu drosseln und so beim Eröffnen der linken Herzkammer nicht «überschwemmt» zu werden. Das Herz wurde angehalten. Wir haben die Kammer eröffnet und wie erwartet, trat aus der Öffnung eine gewisse Menge Blut aus. Dieses Blut, das unserer Drainage entkam, wurde abgesaugt und dem erweiterten Blutkreislauf, also wieder der Herz-Lungen-Maschine, zugeführt. Wir haben dann eine sorgfältige Umlagerung der Patientin vorgenommen: ihr Körper wurde um ca. 20 Grad erhöht, der Tisch leicht nach rechts gekippt und die die Kanüle neu angelegt. So hatten wir schliesslich eine vollständige Drainage.

[1]Als Kanülierung wird das Einlegen von Kanülen in die Gefässe um das Herz verstanden, die das Ableiten des Blutes in die Schläuche der Herz-Lungen-Maschine erlauben. Die Herz-Lungen-Maschine übernimmt während der Korrektur, bei der das Herz zum Stehen gebracht wird, die Aufrechterhaltung des Blutkreislaufs.

 

evan

Ventrikelseptumdefekt
Das Blut kehrt in die Lunge zurück. Der Zugang zu diesem «Loch» (dem Pfeil nach) erfolgt über die rechte Kammer nach Abtrennen der Trikuspidalklappe.

Wir konnten nun also den Ventrikelseptumdefekt angehen. Als wir die erste Herzklappe (die Trikuspidalklappe) teilweise vom Klappenring abtrennten, wurde das berüchtigte Loch deutlich sichtbar. Ein Patch wurde vorbereitet und dann an den Rändern überwendlich mit sehr feinem Faden vernäht. Interessant zu sehen war, wie das venöse Blut, mit dieser charakteristischen Blaufärbung, während wir arbeiteten, den Level von etwa 2 mm erreichte. Das Gleichgewicht – zwar fragil – zwischen dem Eintreten und Entweichen des Blutes war erreicht. Und es wurde auch während dem Verschliessen und dem Repositionieren der Trikuspidalklappe am Klappenring nicht gestört. Auch konnten wir die Körpertemperatur des Kindes rasch wieder auf 37°C bringen. Das Aufwärmen erfolgte während wir die Herzkammer ebenfalls mit einer überwendlichen Naht und mit sehr feinem Faden schlossen. Die Aortaklemme wurde entfernt und die Herzaktionen stellten sich spontan wieder ein – genau so, wie wir es zu sehen gewohnt sind. Einige Minuten später konnten wir die Kanülen entfernen: Das Herz hatte wieder munter zu schlagen begonnen. Wir brauchten noch etwa eine Dreiviertelstunde um die verschiedenen Felder zu schliessen und die sich in gutem Zustand befindende Kleine der Intensivpflege zu übergeben.

Diese beiden ersten Operationen waren ein sehr guter Anfang – keinerlei Probleme sind aufgetreten. Die beiden Kinder sind stabil, das am Vormittag operierte ist nun aufgewacht. Wirklich ernst wird es dann morgen früh …

[1] Als Kanülierung wird das Einlegen von Kanülen in die Gefässe um das Herz verstanden, die das Ableiten des Blutes in die Schläuche der Herz-Lungen-Maschine erlauben. Die Herz-Lungen-Maschine übernimmt während der Korrektur, bei der das Herz zum Stehen gebracht wird, die Aufrechterhaltung des Blutkreislaufs.

 

Le Prof. Prête et son assistante, Sibylle, font le point

Besprechung: René Prêtre und Assistentin Sibylle.

 

Monique, la perfusioniste, gère la machine cœur-poumon pendant toute la durée de l'intervention

Monique, die Kardiotechnikerin, bedient die Herz-Lungen-Maschine während des gesamten Eingriffs

 

Le premier patient de la mission, Candido, récupère après l'intervention

Der erste Patient dieser Mission, Candido, nach der Operation.

 

Sozinho, le chirurgien cardiaque local qui assiste le Prof. Prêtre lors des missions, se prépare pour l'intervention

Sozinho, der lokale Herzchirurg, der René Prêtre während seiner Einsätze assistiert, bereitet sich auf den Eingriff vor.