Blog prof. René Prêtre
MISSION MOSAMBIK 2024, 25. MAI
Post by Denis Prêtre
08.00 Uhr
Nach einer erholsamen Nacht führt die Fahrt ins Spital durch ruhige Strassen ohne allzu viel Verkehr. Es ist Samstag und wir entgehen dem intensiven Werktagsverkehr. Ich treffe bald im Spital ein, wo ich das Team der Intensivstation begrüsse. Wie jedes Jahr fällt der Empfang enthusiastisch aus. Sie sind alle da, die gleichen Gesichter wie im letzten Jahr. Und sie lächeln unter ihren Masken (viele behalten die Gesichtsmaske während der Arbeit auf der Intensivstation an).
Ein Kind, das ebenfalls auf der Intensivstation liegt, wartet «gespannt» auf unseren Eingriff. Es war Ende März von der französischen Mission operiert worden (eine Aortopexie), leidet aber immer noch an Atemproblemen und einer stark verzögerten Gewichtszunahme, die mit dem Herzfehler zusammenhängen. Die Fehlbildung hatten meine Kollegen aufgrund des geringen Gewichts zunächst nicht in Angriff nehmen wollen. Angesichts der fehlenden Fortschritte bei der Genesung und der ständigen Belegung eines Bettes auf der Intensivstation beschliessen wir, den Kleinen schnell zu operieren, auch wenn das Risiko eines Misserfolgs erheblich ist. Dadurch wollen wir ihm eine neue Chance geben (ohne Operation ist das Risiko enorm …), und ihn auch von der Intensivstation holen, damit ein Bett frei wird. Obwohl das Kind noch schwach ist, habe ich gestern seine Operation für den Nachmittag angesetzt, da die Korrektur seines Herzens technisch weniger schwierig ist als die des Kindes, das für heute Morgen ausgewählt wurde. Das Kind leidet an einem Truncus arteriosus mit einer schlecht schliessenden Aortenklappe. Dies bedingt eine lange und schwierige Operation, die die Poleposition des Tages rechtfertigt.
15.30 Uhr
Die Operation des ersten Kindes war lang und schwierig, aber sie ist gut verlaufen. Besonders zufrieden war ich mit der Rekonstruktion der Aortenklappe, die bei der Wiederaufnahme der Herztätigkeit keine Undichtigkeiten mehr aufwies. Wie immer bei solchen grossen Eingriffen dauert es lange, bis ein trockenes Operationsfeld erreicht ist. Es dauerte fast eineinhalb Stunden, bis die Blutung stoppte. Beim Schliessen schien sich die Situation beruhigt zu haben und ich bin zuversichtlich, dass die weitere Entwicklung gut und schnell verlaufen wird.
Das Essen, das uns in dem kleinen Aufenthaltsraum erwartet, ist schon fast kalt, aber immer noch gut und tröstlich. Wir essen mit Appetit.
Ein grosser Vorteil der Organisation in Maputo ist die schnelle Abfolge der Fälle. Es vergehen nicht mehr als 45 Minuten zwischen dem Schliessen eines Patienten und dem Öffnen des nächsten. So können wir, obwohl wir mit dem ersten Fall relativ spät fertig werden, die zweite Operation – den erwähnten Ventrikelseptumdefekt bei einem Kleinkind – voraussichtlich zu einer noch vernünftigen Zeit beenden.
18.45 Uhr
Die zweite Operation am winzigen Patienten ist beendet – heikel aber gut gemeistert. Wir hoffen, dass er nun endlich durchstarten kann, an Gewicht zunimmt, nicht mehr unter wiederholten Lungenentzündungen leidet und die Intensivstation und später das Spital verlassen kann.
Kurzer Besuch auf der Intensivstation: Der Zustand des ersten Kindes ist stabil. Es weist einige Rhythmusstörungen auf, die jedoch nicht schwerwiegend sind. Das Team beschloss jedoch, ihn für 24 Stunden im Tiefschlaf zu halten. Dann wird die Situation neu bewertet und über ein mögliches Aufwachen entschieden.
Gestützt auf einige Skizzen im Gepäck bespreche ich die Aortenklappenkorrektur von heute Morgen erneut mit Soziñho, der mir sagt: «Schade, dass wir diesen Teil der Operation nicht gefilmt haben, die Reparatur war so elegant, dass man sie veröffentlichen sollte». Soziñho hat schon Recht, der Eingriff und insbesondere die dabei verwendete Technik hätten es verdient, publik gemacht zu werden. Doch das ist schwierig. Ohne Kamera an der Stirnlampe ist es kein Leichtes, so kleine Herzen, so kleine Klappen aus der Sicht des Anästhesisten zu filmen. Wir werden sehen, was bis zum Abschluss der Mission möglich ist.
Ich wäre gerne zu Fuss zum Hotel zurückgelaufen, aber es ist bereits stockdunkel und der Fahrer wartet auf mich. Ich nehme also seine Dienste in Anspruch und nutze den Abend, um meinen Bericht über den Besuch in Ruanda im März fertigzustellen und E-Mails zu beantworten, die sich unabhängig vom Wochentag in meiner Mailbox anstauen.
Ich merke, dass ich fast keine Fotos gemacht habe. Ich muss morgen unbedingt daran denken, jemandem den Fotoapparat anzuvertrauen. Es sind noch nicht viele Kinder auf der Intensivstation, aber wenn ich heute Morgen schneller reagiert hätte, hätte ich ein wunderschönes Bild von unserem ersten Patienten machen können, um es dem OP-Personal zu geben. Ich werde versuchen, es morgen besser zu machen.