Blog prof. René Prêtre

Feb. 13 2025

MISSION MOSAMBIK 2024, 27. MAI

Post by René Prêtre

Feb. 13 2025

12.00 Uhr

Die erste Operation ist fertig: Alles ist sehr gut gelaufen. Das Kind war vor einigen Jahren operiert worden (Verschluss eines Ventrikelseptumdefekts) und hatte am Ausgang des Herzens eine Blockade entwickelt. Eine solche Entwicklung wurde in vergleichbaren Fällen bei Turbulenzen im Inneren des Herzens bereits beobachtet. Hier wurden sie durch den Patch erzeugt, der für den Verschluss verwendet wurde. Die Verengung bzw. Blockade entwickelt sich langsam und unbemerkt und kann tödlich enden. Der Druckverlust (den man als «Druckdifferenz» bezeichnet) betrug 100 mm Hg (130 cm Wassersäule). Das heisst, um im Körper einen Normaldruck von 100-110/60 mmHG (der Druck in diesem Alter) zu erzeugen, muss der Ventrikel einen Druck von 200-210 mmHg (2,50 m Wassersäule) erzeugen. Ein so extremer Druck kann zu Kammerflimmern und gar zum Tod des Patienten führen, etwa während einer besonderen Anstrengung (während der das Herzzeitvolumen noch weiter steigen muss). Die Druckdifferenz ist mit unserer Operation auf 10 mm Quecksilbersäule abgesunken und sollte sich in den kommenden Wochen noch weiter verbessern. Die Operation könnte fast als kurativ bezeichnet werden. Dennoch besteht bei einem kleinen Anteil dieser Patienten ein Rückfallrisiko. Hier zeigt das Echokardiogramm einen guten linken Blutfluss; das Risiko eines Rückfalls scheint mir minimal und auf jeden Fall erst in vielen Jahren aktuell zu sein.
Wie gewohnt ist der Fall, der heute Nachmittag auf dem Programm steht, nicht sehr kompliziert. Allerdings sind wir nie vor Überraschungen gefeit … Bei diesem zweiten Eingriff wird die Mitralklappe repariert und die Verbindung zwischen den beiden Vorhöfen geschlossen. Diesen Eingriff nehme ich normalerweise mit einem seitlichen Schnitt unter dem rechten Arm vor (obwohl ich weiss, dass das Herz auf der linken Seite liegt). Tatsächlich nähert man sich dieser Fehlbildung über den rechten Vorhof, der sich in der Mitte des Brustkorbs, etwas rechts, befindet.

18.00 Uhr

Die zweite Operation verlief gut, wie bereits die erste.
Wir haben diesen «kosmetischen» Zugang gewählt, da er für dieses kleine Mädchen später von Bedeutung sein wird. Manchmal denke ich an die Kinder in 20, 30 oder 40 Jahren. Was werden sie als Erwachsene denken und fühlen, wenn sie wissen, dass ein Chirurg, den sie nie kennenlernen werden, aus der Schweiz kam, um sie zu operieren, als sie noch ganz klein waren? Dieser Gedanke geht mir durch den Kopf, während ich den Einschnitt schliesse. Die Narbe ist relativ klein und wird fast unsichtbar sein, weil sie vom Arm verdeckt wird. Das Kind wird also nicht dieses «Herzstigma» tragen, das besonders im Teenager-Alter psychisch schwer zu verkraften sein kann.
Kaum haben wir den OP verlassen, bittet uns Beatriz, die Leiterin des ICOR-Instituts, in einen Raum im hinteren Teil des Krankenhauses. Es ist Soziñhos Geburtstag und sie hat ihm eine Überraschung organisiert. Wir gehen zu dritt in den Raum, wo bereits etwa 50 Personen auf Soziñho warten. Auf den Tischen hinter ihnen türmen sich Kuchen, Getränke und Süssigkeiten. Es sind viele Mütter mit ihren Kindern da, die alle einen spitzen Kartonhut in den Farben der Paw Patrol tragen (ja, die treiben auch hier ihr Unwesen). Es sind sowohl Kinder, die kürzlich operiert wurden und sich noch im Krankenhaus befinden, als auch Kinder, die noch auf ihre Operation warten. Die Kinder spüren, dass sie einen wichtigen Moment erleben. Konzentriert und beeindruckt blicken sie mit weit geöffneten Augen und warten gespannt. Alle gratulieren Soziñho und seine Frau überreicht ihm einen riesigen Blumenstrauss (da fällt mir auf, wie gerührt er ist: Er wischt sich die Tränen von den Wangen). Einige Kolleginnen und Kollegen, darunter auch ich, ergreifen das Wort. Es wird viel gelacht. Wir zünden die Kerzen auf dem Kuchen an und die Kinder stürzen sich auf die Süssigkeiten. Jemand schnappt sich ein Mikrofon und stimmt ein Lied an, und alle stimmen mit ein. Eine sehr gelungene Party.
Dann teilt uns Beatriz mit, dass sie ein Hotel am Meer gebucht hat (Maputo ist zur Hälfte vom Meer umgeben). Der Tag war nicht allzu anstrengend, und unseren kleinen Patienten geht es allen gut. Mit leichtem Herzen machen wir uns entspannt auf zu einem gemütlichen Abend, auf den ich mich sehr freue.