Blog prof. René Prêtre

Feb. 13 2025

MISSION MOSAMBIK 2024, 28. MAI

Post by René Prêtre

Feb. 13 2025

8.00 Uhr

Nach Soziñhos Geburtstagsfeier haben wir gut geschlafen und sind erholt aufgewacht. Im Anschluss an den festlichen Empfang im Krankenhaus gingen wir mit Beatriz und Soziñhos Frau in einem Restaurant am Meer essen. Wir haben einen sehr angenehmen, ja sogar berührenden Abend verbracht. Wir haben viel gelacht und Anekdoten von früheren Erfahrungen erzählt. Zu unserem Essen hatte Beatriz eine Flasche eines hervorragenden südafrikanischen Weins bestellt, die wir zu viert genossen haben. Relativ früh kehrten wir ins Hotel zurück (22 Uhr).
Durch die Scheibe wird mir signalisiert, dass alles bereit ist. Der kleine Patient wurde desinfiziert und das Operationsfeld vorbereitet. Ich gebe Soziñho ein Zeichen, dass er loslegen kann. Nachdem ich meinen Kaffee getrunken, meine OP-Kleidung angezogen und das Ritual des Händewaschens beendet habe, begebe ich mich zum Team im OP.

12.00 Uhr

Die Operation am Morgen verlief problemlos. Wie erwartet. Wir hatten bewusst ein etwas leichteres Programm vorgesehen, um den Teams der Intensivstation eine kleine Verschnaufpause zu gönnen. Denn von den ersten sechs operierten Patienten hatten sie vier sehr schwere Fälle zu betreuen. Die beiden Eingriffe des Tages sind relativ einfach. Der erste ist bereits beendet, das Kind stabil und es sollte in ein paar Stunden wieder wach sein.
Der zweite Fall ist eine Fallot-Tetralogie, die Krankheit, die früher oft als «maladie bleue», z. Dt. «blaue Krankheit» bezeichnet wurde – während die darauffolgende Generation die Bezeichnung der «Schlumpf-Krankheit» bevorzugte. Zu Beginn unseres Einsatzes in Mosambik waren die Haut und die Schleimhäute dieser Patienten wirklich tiefblau; wir operierten Kinder, die buchstäblich am Ersticken und dem Tode nahe waren. Nun, da diese Operationen ohne uns durchgeführt werden (wenn auch nicht routinemässig), sind wir nicht mehr mit solchen Extremfällen konfrontiert, da die Kinder vorher operiert werden. Der Zustand der Kinder liegt nun meist zwischen diesen frühen Erfahrungen und dem, was wir in unseren Breitengraden erleben. In der Schweiz werden Fallot-Tetralogien in der Regel im ersten Lebensjahr operiert. Hier werden Kinder mit der blauen Krankheit im Alter von 3 bis 4 Jahren in den Operationssaal geschickt. Die Zyanose ist dann stärker ausgeprägt als bei uns, aber doch weniger stark als bei unseren Anfängen in Afrika.
So werden wir also heute Nachmittag ein wahrhaftes Zauberstück vollbringen, und eine dunkelblaue Haut in eine schöne rosafarbene Haut verwandeln.

17.00 Uhr

Es ist uns eine sehr schöne Korrektur dieser Fallot’schen Tetralogie gelungen, insbesondere weil ich eine ausgezeichnete Funktion der Pulmonalklappe erhalten konnte. Bei dieser Pathologie ist die Pulmonalklappe oft nur sehr schwach entwickelt. Durch die Erweiterung ihres Durchmessers während des Eingriffs werden die Taschen auseinandergezogen, was zu einem retrograden Blutverlust führt. Dieser ist umso grösser, je mehr der Durchmesser erweitert wird. Im heutigen Fall ist es mir gelungen, den Klappenring zu erweitern, ohne eine echte Insuffizienz (d. h. Lecks) zu erzeugen, und zwar durch einen Eingriff, der als Kommissurotomie bezeichnet wird. Der während der Operation durchgeführte Ultraschall bestätigte dies. Er zeigte eine Klappe, die sich einwandfrei öffnen und schliessen konnte. Das ist natürlich erfreulich, denn dadurch dürfte das Kind eine fast normale Lebenserwartung haben.
Unmittelbar nach der Kanülierung, noch bevor das Blut in die Herz-Lungen-Maschine umgeleitet wurde, kam mir eine Idee. Als ich das dunkle Blut in der Venenkanüle sah, stellte ich mir bereits die Farbänderung dieses dunklen Herzens vor. Ich bat ein Mitglied des Teams, vor dem Beginn des Eingriffs ein Foto zu machen. Ich sagte mir, dass ich nach der Korrektur das gleiche Bild machen würde, wenn das Herz wieder allein arbeitet und die Operation beendet ist. Die beiden Bilder werden die Farbveränderung wunderbar aufzeigen.
Das Phänomen erinnert mich oft an diese irreführenden (aber stets sehr lustigen) Werbespots, in denen ein Mann mit Hochglanzglatze ein Wundershampoo ausprobiert. Dann sieht man denselben Mann ein paar Wochen später mit einer Frisur wie ein afghanischer Windhund … Ich denke, ich werde die Fotos morgen erhalten. Wenn ich sie dann online stelle, werde ich bestimmt an die Geschichte mit dem Windhund denken … Nur ist meine Verwandlung echt.
Wie erwartet ist es auf der Intensivstation viel ruhiger. Ein gutes Omen für morgen, dem letzten Tag mit einem sehr vollen Programm. Die geplanten Operationen sind erneut lang und kompliziert. Der erste Fall kann 4 bis 5 Stunden dauern und erfordert möglicherweise Anpassungen direkt im Operationssaal, was immer ziemlich anstrengend ist.
Die für die darauffolgenden Tage zum Abschluss der Mission hin geplanten Operationen werden eher standardmässig sein, was uns einen ruhigen Abschluss des Aufenthalts ermöglichen sollte.