8 Uhr
Alle haben gut geschlafen – auch unsere beiden Patienten, die gestern operiert wurden. Die ganz besonders.
Heute Vormittag steht schon wieder eine Reoperation auf dem Programm, ziemlich ähnlich wie die von gestern, aber schwieriger, da wir den linken Lungenhilus (hier treten die Gefässe in die Lunge ein) nach der linken Pulmonalarterie absuchen müssen. Tatsächlich ist bei diesem Kind nur eine Verbindung zwischen dem Herz und dem rechten Lungenflügel vorhanden. Als Notfallmassnahme hat sich Sozinho beim ersten Mal zunächst damit begnügt, die Verbindung mit dem funktionierenden Lungenflügel zu erweitern. Diese Massnahme hat das Kind zwar sicherlich gerettet, aber es bleibt dennoch sehr eingeschränkt in seinen körperlichen Fähigkeiten. Zu eingeschränkt.
Wieder eine Reoperation!
Das Gespenst von gestern geht wieder um. Wie heisst es so schön? – Ein gebranntes Kind … Aber eben, wir haben keine andere Wahl. Das Kind muss noch einmal zum Feuer.

Im Operationssaal mit dem lokalen Team

Durch das OP-«Fenster» sehe ich von der Intensivstation, wie Yann, Evenlyne und ihr Team damit beschäftigt sind, das Kind auf die Narkose vorzubereiten. Der fünfjährige Junge ist brav und gar nicht beunruhigt. Seine Narbe ist fein und kaum sichtbar. Ganz genau wie gestern. Diese oberflächliche Ruhe hat mich oft überrascht – wenn darunter ein Sturm wütet und wenige Minuten später sich alles zum Drama entwickelt.
Los geht’s! Hoffentlich passiert nichts Ungewöhnliches.

Unter Kollegen: Beurteilung des klinischen Zustands des Patienten mittels Ultraschall

00.30 Uhr
Folgt die Fortsetzung erst nach Mitternacht, dann weil der Tag lang und turbulent war. Der heutige Tag war sehr lang und sehr turbulent. Aber nicht wegen diesem ersten Kind. Bei ihm ging alles gut, sogar das erneute Öffnen verlief reibungslos. Es hat uns trotzdem etwas mehr als vier Stunden gekostet, eine bessere Verbindung zwischen Herz und Lunge herzustellen.
Das zweite Kind aber, ein acht Monate altes Mädchen, bereitete uns grosse Probleme und hielt uns während über acht Stunden im OP.
Aber seine Geschichte erzähle ich dann morgen.

Shelton – wovon träumt er wohl?